Firmenchef Marc Winet (Dow) findet klare Worte im Tagi-Beitrag vom 20. Juli zur Steuervorlage: «Andere Staaten wie Holland werben sehr offensiv und direkt beim US-Hauptsitz für sich», sagt Winet. Zu rechtfertigen, weshalb der Europa-Sitz ausgerechnet in Horgen sein soll, wo der Boden teuer ist und die Löhne hoch sind, sei eine Daueraufgabe.
Sekundiert wurde er dabei vom Horgener Gemeindepräsidenten Theo Leuthold. Horgen gehört zu jenen Gemeinden, die von der Steuervorlage sehr stark betroffen sind. Über 40% des Steueraufkommens kommt dort von juristischen Personen. Und die Hauptlast tragen dabei etwas mehr als eine Handvoll internationale Unternehmen. Leuthold geht davon aus, dass bei einer Ablehnung der Vorlage genau einige dieser Firmen ihren Sitz verlegen könnten. Möglich ist das relativ einfach: Nur ein paar Kilometer weiter liegt Baar im Kanton Zug, eine Steueroase für Unternehmen. Horgen würde dies in arge Bedrängnis bringen.. Ans Prinzip Hoffnung mag Leuthold nicht glauben. Dafür ist ihm das Risiko zu gross.
Tatsächlich ist die Steuervorlage, über die am 1. September abgestimmt wird, nicht nur für Firmen wichtig. Direkt sind die Steuererträge von internationalen Unternehmen akut gefährdet bei einem Nein. Indirekt hängen aber auch Arbeitsplätze und Steuersubstrat von Privaten an der Vorlage.
Finanzdirektor Ernst Stocker hat einen geschickten Kompromiss geschmiedet
Ernst Stocker hatte aus der gescheiterten ersten Vorlage zur Abschaffung der Steuerprivilegien in der Schweiz seine Lehren gezogen. Noch bevor die Abstimmung über die AHV-Steuervorlage (STAV) entschieden war, hat er für den Kanton ein Paket geschnürt, das breit abgestützt ist und auch von früheren Gegnern mitgetragen wird. So setzen sich mit Daniel Leupi und Yvonne Beutler zwei Finanzvorsteher für die Vorlage ein, welche die letzte Vorlage noch vehement und schliesslich mit Erfolg bekämpft hatten.
Der Kompromiss nutzt alle Instrumente, die in der nationalen Vorlage enthalten sind. Zudem leitet er die zusätzlichen Gelder aus der Direkten Bundessteuer an die Gemeinde weiter. Dies mildert die Steuerausfälle für die Gemeinden. Und die Senkung der Unternehmenssteuern um nur einen Prozentpunkt minimiert die Steuerausfälle für Kanton und Gemeinden.
Endlich spricht ein Firmenchef https://www.tagesanzeiger.ch/14114970