Mit besseren Daten aus dem Lockdown

COVID19

Bessere Daten würden den Weg aus dem Lockdown erleichtern. So schreibt Hato Schmeiser (Professor und geschäftsführender Direktor des Instituts für Versicherungswirtschaft der Universität St. Gallen) in der NZZ unter dem Titel „Die Datenlage von Covid-19 ist höchst unsicher – und damit der Schwachpunkt eines guten Risikomanagements“. Und heute doppelt Stephanie Lahrtz auf der Titelseite nach: „Die Angst vor einer zweiten Welle steigt – Forscher sehen wenig Spielraum für Lockerungen„. Bereits am 14. April hat Mark Schelker in einem Gastkommentar im Tageanzeiger das Malaise der dünnen Datenlage aufgenommen.

Schwache Datenlage als Achillesferse

Derzeit laufen verschiedene Bemühungen, die Datenlage als Grundlage für die Entscheide für den schrittweisen Ausstieg aus dem Lockdown zu verbessern. Denn die grosse Gefahr ist, dass nach einer Abschwächung der Übertragung eine zweite Welle von Ansteckungen anrollt. Dass diese Gefahr nicht unbegründet ist, zeigen frühere Epidemien (z.B. Spanische Grippe, Hongkong-Influenza von 1969/70) deutlich. Die wirtschaftlichen Folgen eines erneute Lockdown immens und das Vertrauen der Bevölkerung würde ausserordentlich strapaziert.

Der in den Medien am meisten erwähnte Versuch ist jener, mittels einer Tracing-App (DP-3T oder PEPP-PT) die Rückverfolgbarkeit zu verbessern. Das ist zweifellos ein guter Ansatz, löst aber das Problem der Beschaffung besserer und vor allem rasch verfügbarer Daten nicht. Die App wirkt reaktiv und somit retrospektiv, kann dann aber die Rückverfolgbarkeit verbessern. Erfolgversprechender sind die Umfragen durch die der ETH (ETH COVID-19 Umfrage). Diese ergeben bereits ein wesentlich präziseres Bild, haben aber den Nachteil, dass die Erhebungen statisch sind und zwischen den Erhebungen zu viel (wertvolle) Zeit vergeht.

Kooperativer Ansatz als Lösung

Einen kooperativen Ansatz verfolgen derzeit verschiedene Projekte. So zum Beispiel der Corona-Tracker des Kantons Bern, die Gesundheitstracking-Lösung von dThx (Zürich) oder die neue Initiative eines Kollektivs unter dem Titel https://zeigdi.ch/. Eine weitere Initiative ist unter https://wiederarbeiten.ch/ von Nicola Fantini zu finden: RER-S . Auch sein Corona-Catcher baut auf einem kooperativen Ansatz auf.

In den letzten Wochen hat die Bevölkerung unsere Landes bewiesen, dass sie den Ernst der Lage erkannt hat. Nun sehnen sich aber alle nach einer möglichst raschen Lockerung. Der Moment wäre deshalb ideal, diese kooperativen Lösungen zu pushen. Bund und Kantone wären hier gefordert, diese bekannt zu machen und die Bevölkerung zur Mitarbeit einzuladen. Für den Erfolg sind jedoch folgende Punkte entscheidend:

  • Die Datensicherheit ist gewährleistet (z.B. Trennung von Personen und Gesundheitsdaten)
  • Die Daten sind für die Wissenschaft und die zuständigen Behörden frei zugänglich und werden dazu in einen gemeinsamen Datenpool eingebracht (Open Data)
  • Alle Daten werden zu einem vom Bund bestimmten Zeitpunkt unwiderruflich gelöscht
  • Datensicherheit, Datenerhebung, Datenhaltung, Verwendung und Löschung sind jederzeit transparent überprüfbar

Petition soll Druck erhöhen

Um der Forderung nach einer Verbesserung der Datenlage mit einem partizipativen und kooperativen Verfahren Nachdruck zu verleihen, ist vor einigen Tagen eine Petition lanciert worden: https://www.openpetition.eu/ch/petition/online/schaffen-einer-pandemie-informationsstelle-wichtige-daten-auch-fuer-die-oeffentlichkeit.